Die Antwort ist ebenso simpel wie logisch: In erster Linie das, was alle Händler machen. Wiederaufbereiten und verkaufen. Wenn es sich um benutzte Ware handelt, dann auch mit Abschlag in den sogenannten „Warehouse Deals“. Zusätzlich gibt es gewerbliche Verwerter, die sich auf den Aufkauf von Restposten und Retouren spezialisiert haben, auch die kaufen bei Amazon ein. Diese Unternehmen kaufen aber auch nicht wahllos alles. Eine andere Alternative ist das Spenden von noch gebrauchsfähigen oder neuen Artikeln. Nicht ganz einfach, denn gemeinnützige Organisationen haben meist einen sehr spezifischen Spendenbedarf. Deshalb wickelt Amazon viele Spenden über den Marktplatz Innatura und international über Kind Direct ab. Beides sind Marktplätze, die Spenden gezielt nach Bedarf vermitteln.

Nach Recherchen von Wortfilter.de werden rund 99 Prozent der Retouren bei Amazon in irgendeiner Form wieder in den Warenkreislauf zurückgeführt. Knapp ein Prozent der Retouren wird zerstört. Bei Amazon kommt im dokumentierten Fall von Frontal 21- und Wirtschaftswoche-Berichterstattung der Recycling-Spezialist H&G der Henrich Gruppe zum Einsatz. Er entnimmt den entsorgten, zerstörten Produkten die verwertbaren Stoffe und führt sie wieder dem Produktionszyklus der Gesellschaft zu. Das sollte bedacht werden, wenn von Ressourcen-Verschwendung die Rede ist. Zerstörte Produkte werden ja nicht im Hinterhof des Handels vergraben.

Ein Gesellschaftsproblem, kein reines Handelsproblem

Solange die Produktion von Waren günstiger ist als die Instandsetzung oder die Rücksendung, wird diese Praxis erhalten bleiben. Verbraucher werden ohne zu zögern Artikel wegwerfen, wenn sie  einen neuen zugesandt bekommen – und Händler werden weiterhin Artikel zerstören. Effekthascherei wie sie Frontal 21 und die Wirtschaftswoche betreiben und öffentlichkeitswirksame Schelte des Handels wie sie Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, betreibt, ist deshalb entweder fürchterlich naiv oder schlichtweg billiger Populismus. Flasbarth hat Amazon aufgefordert, die Vorwürfe aufzuklären: „Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen auf der ganzen Welt“, sagt der Beamte und erweckt damit den Eindruck, es handele sich um ein singuläres Fehlverhalten eines Händlers. Dabei ist es weltweite Praxis, die von der Industrie bevorzugt und vom Verbraucher durch sein Konsumverhalten implizit unterstützt wird.

Eine Möglichkeit, um zu einer nachhaltigeren Umgangsweise zu gelangen, wäre eine weltweite Reform der Betriebswirtschaft: Würden politische Kräfte die Variable der Umweltkosten zwingend in die Produktionskalkulation einfügen, würde es rentabler, Produkte zu reparieren und zu aktualisieren. Werden beispielsweise Umweltschäden berücksichtigt, die bei der Metallproduktion entstehen, wird der Werkstoff deutlich teurer. Und je teurer ein Rohmaterial wird, desto rentabler wird die Reparatur eines Gegenstandes, der diesen Werkstoff benötigt.